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Berliner Behindertenparlament

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Corona – wir müssen reden

Moderator*innen und Unterstützer*innen vor dem Hintergrund des Berliner Abgeordnetenhauses (Foto: C. Müller-Zurek

Am 18. Juni sollte im Abgeordnetenhaus das erste Berliner Behindertenparlament tagen – eigentlich. Denn Corona hat auch diese Planungen durchkreuzt. Die Vorbereitungsgruppe um den Initiator Christian Specht arbeitete per Videokonferenz weiter und entwickelte als Alternative den „Brennpunkt Corona“.

In Interviews für die Webseite www.behindertenparlament.berlin berichteten Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter, wie sie die Corona-Zeit erlebt haben. Die Gespräche führten Gerlinde Bendzuck, die Vorsitzende der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin, und Dominik Peter, der Vorsitzende des Berliner Behindertenverbands, mit dem notwendigen Sicherheitsabstand auf der Terrasse des Café Beba am Martin-Gropius-Bau mit Blick auf das Abgeordnetenhaus.

Weitere Gesprächspartnerinnen waren Dr. Manuela Schmidt, die Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses, Elke Breitenbach, die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, und die Landesbehindertenbeauftragte Christine Braunert-Rümenapf.

Es fehlte an Information und Unterstützung

„Corona zeigt Teilhabe-Barrieren wie in einem Brennglas“, stellt Gerlinde Bendzuck fest. Dominik Peter fasst zusammen: „Alle Interviewpartnerinnen und -partner haben übereinstimmend beschrieben, dass es nicht genügend Informationen und Unterstützung gab.“

Christian Specht, Mitglied im Vorstand der Lebenshilfe Berlin, fühlte sich während des Shutdowns sehr isoliert. Genauso ging es Sascha Ubrig, der als hauptamtlicher Interessenvertreter der Lebenshilfe Berlin arbeitet. Beide waren stark verunsichert, weil es anfangs so gut wie keine Informationen in Leichter Sprache gab.

Bei Jane Morgenthal vom Verein „Eltern beraten Eltern“ brach das Unterstützungssystem für ihren schwer behinderten Sohn weg. Werkstattbeschäftigte konnten von heute auf morgen nicht mehr zur Arbeit, Körper- und Sehbehinderte die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr nutzen. Viele Menschen mit Behinderung gehören zu den Risikogruppen und sind besonders stark von der Coronakrise betroffen.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die angerissenen Probleme zeigen deutlich, wie sehr Berlin ein Behindertenparlament braucht. Wann es stattfinden wird, kann Vizepräsidentin Dr. Manuela Schmidt jedoch noch nicht sagen. Bis mindestens Ende August bleibt das Abgeordnetenhaus für externe Besucher weitgehend geschlossen. Zurzeit finden Umbauarbeiten statt, die das Haus coronatauglich machen sollen. Aufgeschoben sei jedoch nicht aufgehoben, betonte Schmidt und versprach, dass das Behindertenparlament im Abgeordnetenhaus tagen wird.

Auch Sozialsenatorin Elke Breitenbach kam zum Interview vorbei. Sie nahm sich viel Zeit und sprach mit Bendzuck und Peter ausführlich über Mobilität, Behindertenwerkstätten und das Reizthema Besuchsregelungen in Pflegeheimen und besonderen Wohnformen.

Fokusgruppen nehmen Arbeit wieder auf

Politik inklusiv und partizipativ zu gestalten, ist das Ziel des Berliner Behindertenparlaments. Ein positives Signal gibt es für die Fokusgruppen, die Anträge für das Behindertenparlament erarbeiten. Seit Beginn der Coronakrise konnten sie sich wegen der Infektionsgefahr nicht mehr treffen. Weil viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht über die notwendige Technik verfügen, waren Videokonferenzen für sie keine Lösung. Jetzt nehmen die Gruppen ihre Arbeit wieder auf und entscheiden selbst, wie sie sich organisieren – ob in Präsenztreffen oder digital.

Mehr Informationen zum Behindertenparlament:
www.behindertenparlament.berlin
twitter.com/BBParlament
instagram.com/berliner_behindertenparlament

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