Er war seiner Zeit weit voraus

Wie kaum ein Zweiter verkörpert Alfredo Rosenbaum die Geschichte der Lebenshilfe Berlin. Er war ein Pionier, der sich sein Leben lang für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung einsetzte.

Geboren am 11. August 1956 im spanischen Sevilla, kommt Alfredo Rosenbaum im Alter von 10 Jahren mit seinem Vater nach Berlin. Als Witwer kann sich der Vater nicht allein um seinen Sohn kümmern. Bis er fünfzehn Jahre alt ist, wohnt Alfredo im Johannesstift.

1972 zieht Alfredo Rosenbaum als einer der ersten Bewohner in die erste Wohnstätte der Lebenshilfe Berlin im Koppelweg. In der Aufbruchsstimmung der 1970iger Jahre entstehen neue Wohnideen. Die Lebenshilfe Berlin baut die ersten Wohngemeinschaften auf, und Alfredo Rosenbaum bekommt einen Platz. Doch sein Ziel ist ein eigenes kleines Zuhause. Als Mitte der 1980iger Jahre das Betreute Einzelwohnen eingeführt wird, kann er endlich in seine erste eigene Wohnung ziehen. Sieben Jahre später zieht er noch einmal um. In der neu errichteten Integrationssiedlung in Britz wird er stolzer Besitzer einer Zweizimmer-Wohnung.

Sein Arbeitsleben verbringt Alfredo Rosenbaum in Werkstätten für behinderte Menschen. Daneben hat er ein zweites Leben, in dem er politisch unterwegs ist. Er will etwas bewegen, kämpft für Selbstbestimmung und Inklusion. Der Berliner Rat, dieSelbstvertretung der Menschen mit Beeinträchtigung in der Lebenshilfe Berlin, ist für ihn Berufung. Hier und im Rat behinderter Menschen der Bundesvereinigung Lebenshilfe engagiert er sich über viele Jahre.

Die Welt sehen – das gehört zu Alfredo Rosenbaums großen Glücksmomenten. Sein Lebenstraum – eine Reise nach San Francisco – geht nicht mehr in Erfüllung. Er ist bereits zu krank. Aber nach Kuba hat er es geschafft! Eine Bekannte nimmt ihn mit und zeigt ihm eine aufregende und andere Welt. Wieder zu Hause in Berlin, stellt Alfredo Rosenbaum fest: „Nicht überall geht es den Menschen so gut wie hier!“

Alfredo Rosenbaum wurde nur 61 Jahre alt und starb am 25. Oktober 2017. In Dankbarkeit nehmen Vorstand und Geschäftsführung des Lebenshilfe e.V. Berlin Abschied von einer großen Lebenshilfe-Persönlichkeit.