Das Berliner Behindertenparlament (BBP) feierte in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Der Parlamentstag am 29. November 2025 im Berliner Abgeordnetenhaus zeigte eindrucksvoll, wie sehr sich das BBP in der Landespolitik etabliert hat. Inklusion wird zunehmend als Aufgabe aller politischen Bereiche verstanden. Und es gab gleich zwei gute Nachrichten: Das BBP ist erstmals finanziell abgesichert – und dient inzwischen sogar als Vorbild für Österreich.
Die Resonanz aus der Politik war in diesem Jahr besonders groß. Fünf Senator:innen und drei Staatssekretär:innen stellten sich in der Fragestunde den Anliegen der Delegierten.
Micha Klapp, Staatssekretärin für Arbeit und Gleichstellung, brachte die Bedeutung des BBP zum Abschluss des Tages auf den Punkt: „Sie geben wichtige Impulse für die Senatsarbeit und legen den Finger genau dort in die Wunde, wo wir noch besser werden müssen.“ Sie nahm die fünf vom Parlament beschlossenen Anträge entgegen, um sie in den Senat einzubringen.
Die Fokusgruppen sind das Fundament des Berliner Behindertenparlaments. Hier werden basisdemokratisch die Anträge erarbeitet, die am Parlamentstag im Plenum beraten und abgestimmt werden. Die Gruppen stehen allen Interessierten offen.
In diesem Jahr konnten wegen der unsicheren Finanzierung nur vier Fokusgruppen tagen. Dennoch entstanden fünf starke Anträge zu zentralen Themen:
• Informationskampagne und Schulung von Führungskräften für mehr Inklusion
• Modellprojekte für mehr Inklusion
• Gerechte Schulabschlüsse für alle Schülerinnen und Schüler
• Barrierefreie Medien und Kultur
• 10-Punkte-Masterplan „Mobilität auf öffentlichen Straßen in Berlin“
Alle Anträge wurden von den 100 stimmberechtigten Teilnehmer:innen mit überwältigender Mehrheit angenommen – ein deutliches Zeichen für die inhaltliche Qualität und den politischen Rückhalt im Plenum.
Die erfreulichste Nachricht des Tages: Die Finanzierung des BBP ist für die nächsten zwei Jahre gesichert. Ein großer Dank gilt den inklusionspolitischen Sprecher:innen Björn Wohlert (CDU), Lars Düsterhöft (SPD), Catrin Wahlen (Grüne) und Katina Schubert (Linke). Sie haben sich fraktionsübergreifend dafür stark gemacht, die Arbeit des BBP langfristig zu ermöglichen.
Mit dieser Entscheidung gewinnt das BBP die nötige Stabilität, um seine wichtige Arbeit verlässlich fortzuführen.
Das fünfjährige Bestehen des BBP ist auch ein Meilenstein für Christian Specht, Selbstvertreter und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Berlin. Er kannte das Behindertenparlament aus Bremen und hatte die Vision, auch in Berlin eine vergleichbare Beteiligungsstruktur aufzubauen.
Mit großem Engagement, politischem Geschick und einem starken Netzwerk gelang es ihm, Unterstützer:innen aus Verbänden und Politik zu gewinnen. Auch die Lebenshilfe Berlin war von Anfang an dabei.
Trotz schwieriger Startbedingungen – das erste BBP fand während der Corona-Pandemie digital statt – entwickelte sich das Parlament zu einer festen Institution. Und Specht denkt schon weiter: Sein nächstes Ziel ist die Gründung eines Behindertenparlaments in Brandenburg.
Im März 2025 stellte Christian Specht das Berliner Modell bei der internationalen Zero Project Conference in Wien vor. Das Interesse war groß: Zero Project plant, ein nationales Behindertenparlament in Österreich aufzubauen.
Beim Parlamentstag in Berlin waren Petra Plicka und Michael Pichler von Zero Project vor Ort, um sich inspirieren zu lassen und sich mit den Organisator:innen auszutauschen. Das zeigt: Das BBP wirkt weit über die Landesgrenzen hinaus.
Mit dem Berliner Behindertenparlament haben Menschen mit Behinderungen eine starke und sichtbare Stimme in der Landespolitik. Auch wenn nicht alle Forderungen umgesetzt sind, ist klar: Das BBP wird weiterarbeiten – unabhängig davon, wie sich die politische Landschaft nach den Abgeordnetenhauswahlen im September 2026 verändert.
Mit der Kampagne Jede Stimme zählt stellt der Landesverband Lebenshilfe Berlin e.V. bis zur Wahl jeden Monat eine politische Forderung in den Mittelpunkt.
Schauen Sie vorbei – und stärken Sie mit uns die politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.