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Wir trauern um Prof. Dr. Dr. h.c. Bálint Balla

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Am 25. Juni 2018 verstarb der Stifter und langjährige Vorstandsvorsitzende der Dr. Waltraud Balla-Stiftung im Alter von 89 Jahren. Wir danken Bálint Balla für sein herausragendes Engagement.

prof. Dr. Balint Balla (Foto. privat)

Bálint Balla ist wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag gestorben. Er hat uns alle durch seine Persönlichkeit und sein Handeln tief beeindruckt. Zum Gedenken an seine verstorbene Frau, die Ärztin Waltraud Balla und in Fortsetzung ihres Lebenswerks als eine der ersten Kinder- und Jugendpsychiaterinnen Deutschlands, gründete er im Mai 2003 die Dr. Waltraud Balla-Stiftung.

Seit Waltraud Balla im Dezember 2002 nach langer Krankheit starb, gab es im Leben des emeritierten Soziologie-Professors eine große Lücke. Auch für die Lebenshilfe war der Tod seiner Frau ein großer Einschnitt. Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten, die selbst ein behindertes Kind haben, hatte sie hier ehrenamtlich eine Gruppe aufgebaut, um angehende Mediziner über die besondere Lebenssituation von geistig behinderten Kindern aufzuklären. Waltraud Balla leistete damit wichtige Aufbauarbeit.

„Es war mir ein Bedürfnis, eine bleibende Erinnerung an ihr Lebenswerk zu schaffen“ erklärte der gebürtige Ungar sein Engagement bei Stiftungsgründung. Mit seiner Frau hatte er vorher nie darüber gesprochen. Außerdem hatte er sich sehr über die Anteilnahme der Ärztegruppenmitglieder an der Erkrankung seiner Frau gefreut. Sie hatten sich auch in den letzten Wochen ihres Lebens noch um sie gekümmert. Diese enge, sehr persönliche Bindung an die Lebenshilfe Berlin wollte er weiterführen.

Den Großteil des Stiftungskapitals hatte der ehemalige TU-Professor für die Dr. Waltraud Balla-Stiftung zur Verfügung gestellt. Aus den Gewinnen, die dieses Kapital abwirft, werden nach dem Stiftungszweck Kinder mit Behinderungen in ihrer medizinischen Betreuung unterstützt und gefördert, zweckdienliche Forschungsvorhaben gefördert und die Veröffentlichung von Informationsmaterial zu diesem Thema finanziert. Bálint Balla machte immer klar, dass er mit seinen Zustiftungen kein Geld verloren hatte, denn es würde in seinem Sinne über seinen Tod hinaus arbeiten. Zugleich hatte er gute Freunde in der Lebenshilfe gewonnen.

Treuhänderin des Vermögens ist die 1998 errichtete Stiftung Lebenshilfe Berlin. Bálint Balla hatte auf Lebenszeit Sitz und Stimme im Vorstand der Dr. Waltraud Balla-Stiftung und nahm an den jährlichen Vorstandssitzungen bis zu seinem Tode rege teil. Schon zu Lebzeiten hatte er seine Nachfolge geregelt und Günter Jahn, den früheren Vorstand der Stiftung Lebenshilfe Berlin, zu seinem Vertreter zu Lebzeiten und Nachfolger in der Stiftung nach seinem Tod bestimmt.

Seit Bestehen der Dr. Waltraud Balla-Stiftung konnten Hunderte Kinder und Jugendliche mit Behinderung unterstützt und gefördert werden. So flossen die Stiftungsmittel in verschiedene Instrumente für die Musiktherapie, wie Trommeln und Klangliegen für Kinder, in die Ausstattung eines Snoezelenraums mit Wasserbett und Zubehör, Gestaltung von Spielwänden sowie diversem Material für Spiel- und Therapiezimmer. Eltern-Kind-Kurse konnten realisiert, Freizeitaktivitäten und Ausflüge für Familien mit äußerst begrenzten finanziellem Budget finanziert werden.

Leidenschaftlich, willensstark, großzügig und großherzig, zugleich äußerst bescheiden und freundlich – so haben wir den Stifter Bálint Balla kennen und schätzen gelernt. Sein Wunsch, etwas zu bewegen und etwas Bleibendes zu schaffen, hat sich erfüllt.

Die Vorstände der Dr. Waltraud Balla-Stiftung, der Stiftung Lebenshilfe Berlin und des Lebenshilfe e.V. Berlin danken Bálint Balla für sein herausragendes Engagement: „Mit ihm verlieren wir eine großzügige und engagierte Stifterpersönlichkeit, einen wunderbaren Menschen. Wir gedenken seiner mit großer Achtung und Wertschätzung. Wir werden sein Werk fortführen.“

Zur Person

Bálint Balla wurde am 7. Juli 1928 in Budapest geboren. Er promovierte 1951 in den Staats- und Rechtswissenschaften an der späteren ELTE-Universität in Budapest, arbeitete in verschiedenen ungarischen Industriebetrieben und begann sich für Soziologie zu interessieren. 1965 ging er zum Soziologiestudium nach Deutschland, wurde Oberassistent an der Technischen Universität Berlin, wo er 1971 habilitierte und dort als Professor für Allgemeine Soziologie bis zu seiner Emeritierung 1993 wirkte. Seine Studien zur „Kaderverwaltung“ und „Soziologie der Knappheit“ verschafften ihm Ansehen. Bálint Balla war Mitbegründer, Präsident bzw. Vizepräsident der Evangelischen Akademie der Ungarn in Europa. 1990 Mitbegründer und Vorsitzender der Sektion Ost- und Ostmitteleuropa der Deutschen Gesellschaft für Soziologie bis 1999, seither ihr Ehrenvorsitzender. Ausgezeichnet 1991 vom ungarischen Präsidenten mit der Imre Nagy-Plakette und Ehrenurkunde des Komitees für Geschichtliche Gerechtigkeit Ungarns. 2002 erfolgte die Verleihung der Ehrendoktorwürde der ELTE-Universität Budapest.

Seine Frau, die Ärztin Waltraud Balla, geb. Jaeger, lernte er in Duisburg kennen und heiratete sie 1967.