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Welt-Autismus-Tag am 2. April 2024: Recht auf Schule für alle endlich umsetzen!

28.03.2024

Wussten Sie, dass in Berlin rund 1000 Kinder und Jugendliche nicht oder nur stundenweise beschult werden? Die erschreckend hohe Zahl basiert auf Erfahrungen und Schätzungen der Interessenverbände; eine offizielle Statistik dazu gibt es nicht. Betroffen sind überwiegend Schüler:innen im Autismus-Spektrum und mit hohem Unterstützungsbedarf.

Kind schaut in eine Fensterscheibe (Copyright: dubova - Fotolia)zoom

„Das ist ein Skandal und ein Riesenproblem für die Familien!“, empört sich Detlef Schmidt-Ihnen, Vorstandsmitglied des Lebenshilfe Berlin e.V. und ehemaliger Schulleiter in der Inklusion. Bei seiner ehrenamtlichen Beratung erlebt er, wie verzweifelt Eltern sind: „Viele Familien wissen nicht, wie sie ihren komplizierten Alltag bewältigen sollen. Sogar Förderschulen sehen sich oft nicht in der Lage, den individuellen Bedarfen der Kinder gerecht zu werden und ihnen ein angemessenes Unterrichtsangebot zu machen.“ Selbst Vater eines Sohnes mit Autismus, fordert Schmidt-Ihnen, endlich das im Schulgesetz verankerte Recht auf Schule und Bildung für alle in der Praxis konsequent umzusetzen. Sein dringender Appell: „Helfen Sie mit, dass diese Kinder und ihre Familien nicht unsichtbar bleiben!“

Seit Oktober 2023 bietet die Lebenshilfe BAB gGmbH eine Tagesgruppe für Kinder im Autismus-Spektrum an, die wenig bis gar nicht beschult werden. „Diese Kinder passen in kein System!“, sagt Anika Maurer, die Leiterin der Tagesgruppe. Die Kinder seien nonverbal, auto- und fremdaggressiv; die Gruppe solle die Kinder befähigen, wieder am Unterricht teilnehmen zu können. „Die Tagesgruppe ist zwar eine Antwort auf die fehlende Inklusion im Schulsystem und erste Hilfe für Familien, aber nicht die Lösung des Problems!“, so Schmidt-Ihnen und ergänzt: „Aber aus meiner Praxis heraus weiß ich, dass auch die Schulen in diesem Bereich dringend Begleitung und Unterstützung brauchen.“

Das in den Medien vorherrschende Bild des hochbegabten Autisten wird der Realität nicht gerecht: Autismus hat viele Gesichter, und statt von Autismus spricht man heute vom Autismus-Spektrum. Gesicherte Zahlen zum Thema Autismus gibt es nicht; internationale Studien gehen von etwa 1 % der Bevölkerung aus. Typisch für das Autismus-Spektrum sind Probleme in der sozialen Interaktion, die Beeinträchtigung von Kommunikation und Sprache sowie wiederholte, stereotype Verhaltensweisen und Interessen. Die intellektuellen Fähigkeiten autistischer Personen sind sehr unterschiedlich und reichen von geistiger Beeinträchtigung bis hin zu großen Begabungen in Teilgebieten, in denen das soziale Verständnis keine Rolle spielt.

Ansprechpartnerin:
Christiane Müller-Zurek
Lebenshilfe Berlin e.V.
Leiterin Verbandskommunikation
0176 10 17 92 22
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Der Lebenshilfe Berlin e.V. vertritt seit 1960 als Selbsthilfe-Organisation die Interessen von Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigung in Politik und Öffentlichkeit. Ziel der Arbeit ist es, individuelle Rechte zu sichern und Inklusion in allen Lebensbereichen umzusetzen.